Auf der Suche nach dem Paradies

Ach, ich verzweifle gerade und bin weiter auf der Suche nach dem Paradies.

Wir sind immer noch in Sri Lanka und haben seit gestern eine neue Unterkunft, ein 70qm-Appartement. Wir bezahlen dafür einen stolzen Preis und hofften, wir bekämen dafür einen entsprechenden Gegenwert. Es ist so weit auch schick, es gibt jedoch die üblichen Details, die die nötige Liebe vermissen lassen. So sind von den ohnehin schon spärlichen Lampen bei einigen die Birnen kaputt, das einladende Sofa auf dem Balkon ist auf einer Seite durchgebrochen, an der Küchenarbeitsplatte ist eine Ecke halb weggebrochen, dem Mixer fehlt der Motor, das Bad riecht etwas streng und ist nicht im Appartement selbst, sondern über den Flur, die Betten sind nur 1,90m lang und v.a. es ist hier immer noch sehr laut. Gegenüber wird ein Haus errichtet, die Hunde bellen die ganze Nacht durch, der Brotmann kommt mit einem Tuk-Tuk und spielt lautstark „Für Elise“, gefolgt vom Alteisenmann, der mit "Santa Claus is coming to town" wirbt. Gestern Abend fühlten wir uns Mitten in einem Familienkrach sitzend, so laut und so nah wohnen hier die Nachbarn bei einem. Wir wollten doch einfach nur eine Woche Ruhe.

So fühle ich mich ein wenig verzweifelt und frage mich, ob es denn noch einen Ort gibt auf dieser Welt, an dem ich mein persönliches (Reise)Paradies finden werde.

Ein Ashram gründen

Bei diesen Überlegungen kam in mir wieder der Gedanke eines eigenen Ashrams auf. Ich kenne keine Ashrams aus eigener Erfahrung, das wird sich vielleicht in Indien ändern. Ich wünsche mir einen Ort der Ruhe, des Rückzugs und der Unbekümmertheit. Ein Ort, der Liebe, des Friedens und der Freiheit, ein Ort, an dem jeder frei ist, die angebotenen Aktivitäten wie LichtYoga, Meditation oder philosophische Gespräche etc. anzunehmen oder nach seinem eigenen Rhythmus zu leben. Es wird bestimmte Essenszeiten geben, aber keinen Stundenplan oder Vorgaben. Wir werden in Gemeinschaft mit den Gästen leben, aber jeder hat seinen Rückzugsraum. Jeder wird seine Einzigartigkeit leben dürfen und wir werden uns alle nicht gleich machen. Es wird ein Ort sein, in dem sich jeder einbringen kann mit dem, was er mag und was er kann – idealerweise mit dem, was seine Berufung ist. Auch unsere Gäste dürfen sich einbringen und idealerweise finanzieren wir uns auf freiwilliger Spendenbasis und zwar so freiwillig, dass das Spendenkässchen nicht direkt vor der Überwachungskamera steht (soll es ja geben, damit man da auch etwas einwirft). Es soll ein überschaubarer Ort sein, in dem jeder seinen Platz haben darf und in Sicherheit, Geborgenheit und in Liebe gebettet leben kann.

Neben diesem Gedanken, den ich sehr gerne umsetzen möchte, frage ich mich, was sind die elementaren Dinge, die ich auf Reisen und zum Leben benötige.

Die elementaren Dinge auf Reisen

Ich hatte unter dem Beitrag „Auf der Welt zu Hause sein“ schon geschrieben, dass ich guten Schlaf benötige und ausreichend und hochwertiges Essen. Dazu gehört ein bequemes und ausreichend langes und breites Bett und Ruhe. Dazu gehören Lebensmittel, die nachhaltig produziert wurden und die frei sind von Fungiziden und Pestiziden und sonstiger unnatürlicher Stoffe wie Kunstdünger. Lebensmittel, die satt machen und schmecken. Lebensmittel, die gesund und mit Liebe zubereitet wurden. Dazu gehört sauberes, reines, klares Wasser – auch zum Waschen. Dazu gehören bequeme, praktische Möbel und genügend Platz, um seine paar Habseligkeiten unterzubringen. Für mich gehört dazu, ein Strom- und Internetanschluss und ein Platz, um mit dem Laptop arbeiten zu können. Toll wäre noch ein Sessel, in dem man gemütlich ein Buch lesen kann. Ich mag gerne in der Natur sein, insofern ist mein Paradies nicht in der Großstadt. Toll wären auch natürliche Baustoffe wie Holz, Lehm und Steine.

Das, was ich mit toll bezeichnet habe ist nicht elementar, der Rest schon und dies scheint sehr schwierig zu bekommen zu sein. Auf Sri Lanka fehlt die Ruhe und auch die Liebe. Es erscheint uns und mir sehr auf Geldverdienen ausgerichtet. Das ist nachvollziehbar, aber nicht mein persönliches Paradies.

Es geht mir nicht (mehr) darum, zu beweisen, dass ich auch in der widrigsten Hütte übernachten kann und meine Welt davon nicht untergeht oder ich schlechte Laune bekomme. Das habe ich genügend bewiesen. Es geht auch nicht darum, dass ein lichtbewusster Reisender in den einfachsten Unterkünften glücklich ist. Die Art der Unterkunft ändert nichts an meinem Status meines Glückes. Es gibt jedoch Unterschiede in meinem Wohlfühlen und es gibt keinen Grund in einer unschönen Unterkunft zu wohnen, wenn es auch angenehme und passende gibt. Diese kosten meist etwas mehr, aber aus der Fülle meines Seins heraus werde ich diese Kosten bezahlen können. Das wiederum möchte ich noch bewiesen bekommen – da fehlen mir noch genügend Erfahrungen und dazu stehe ich. Am Ende der Reise mag das anders aussehen. Ich bin auf dem Weg und werde dabei vermutlich auch Umwege und Irrwege gehen. So lange ich bemerke, dass es ein Irrweg ist, ist alles gut – dann kehre ich einfach um.

Suchen ist übrigens sehr anstrengend.