Oft kommen wir mit Menschen nur deswegen ins Gespräch, weil sie uns ein Essen, eine Unterkunft, eine Taxifahrt oder was auch immer verkaufen wollen oder eine Spende für irgendetwas haben wollen. Die erste Frage ist oft, woher wir kommen und wenn wir antworten aus Deutschland, dann geht die Schublade „viel Geld“ auf. Gestern trafen wir eine Frau auf der Straße, wir grüßten uns freundlich und im gleichen Moment hat sie die Hand geöffnet und ausgestreckt. Nein, ich habe ihr kein Geld gegeben.
Natürlich denken die Menschen hier und in den meisten Teilen der Welt, wir Touristen aus dem Westen haben viel Geld und sie versuchen, etwas abzubekommen. So bekommen wir viele Geschichten erzählt von der großen Familie und den Kindern, die zur Schule oder zum Studium gehen und viel Geld kosten. Natürlich bekommen wir die Geschichten nicht erzählt, weil wir Freunde sind, sondern damit wir ein höheres Trinkgeld geben.
Das nervt und stört mich schon. Auf Bali (vor Jahren) war das noch schlimmer und aggressiver als hier. Ich kann das nachvollziehen und es zeigt, wie dringend notwendig eine gerechtere Verteilung des Wohlstands und der Ressourcen auf dieser Erde ist.
Die Menschen wollen nur ihren Anteil ab haben. Die einen bleiben dabei freundlich, die anderen werden fordernder.
So wird es schwierig, als westlicher (reicher) Reisender wirklich in Kontakt mit den Menschen zu kommen und das wirkliche Leben hier kennenzulernen. Ich fühle mich oft bedrängt und manches Mal auch bedroht, so dass ich schnellstmöglich aus der Begegnung heraus möchte oder erst gar nicht in ein Gespräch verwickelt werden möchte. Dabei stoße ich dann wieder auf eine Vorstellung und Erwartung an mich selbst, die ich nicht erfülle. Ich möchte allen Menschen offen begegnen und ihnen wenigstens einen Segen mit geben. Oft meide ich aber Begegnungen mit Menschen, die nur mein Geld wollen. Es ist schade, dass wir so um eine aufrichtige Begegnung gebracht werden. Für mich habe ich noch keine Lösung gefunden. Menschen, die freundlich sind und mit einem Lächeln nach Geld fragen, mit denen komme ich in ein Gespräch und oft gehen wir mit einem Handschlag auseinander. Aggressive Bettler oder aufdringliche Verkäufer sind dafür nicht offen und ich finde (noch) keinen Ansatz, sie von ihrem einzigen Ziel, mir möglichst viel Geld aus der Tasche zu ziehen, zum Wesentlichen zu lenken. Oft tauchen sie auch in Gruppen auf, was die Situation nicht leichter macht.
Einmal habe ich einem netten Parkplatzeinweiser in Südafrika statt weiterem Geld für Wasser (nach dem für Brot) einen Segen gegeben. Er hat ihn angenommen und ging glücklich von dannen. Das sind Momente, in denen ich spüre, wir sind alle eins.
In den anderen Momenten, ob von Bettlern angesprochen oder vom Immigrationofficer durchleuchtet, da fühle ich mich unwillkommen in meinem neuen Zuhause, der Welt.
Es wird Zeit, dass wir die Ressourcen von Mutter Erde teilen, sinnvoll und nachhaltig einsetzen zum Wohle aller. Es wird Zeit, dass wir die künstlichen Landesgrenzen aufheben und uns in Liebe und mit Vertrauen begegnen.
Ich wirke jeden Tag daran und auch wenn es nicht immer klappt und ich in Ängste abrutsche. Ich mache weiter und bleibe in Liebe und Annahme.