Chance vertan? – auf dem Flug von Denpasar nach Kuala Lumpur

Manche Chancen im Leben kommen nur einmal - ergreife sie beherzt und voller Vertrauen. Machmal genügt auch die Wahrnehmung eines kleinen Impulses, um sein Leben zu verändern.

Auf dem Flug von Denpasar nach Kuala Lumpur saß ein deutscher Backpacker neben mir. Ich schätze ihn auf Mitte/Ende 20. Nach seinem Abi hat er Mechatroniker gelernt und ein Studium zum Ingenieur begonnen, welches ihm nicht gefallen hat, so dass er es abbrach. Da er sich nicht vorstellen konnte, einen „normalen“ Job zu machen und auch nicht wusste, was er stattdessen tun sollte, ist er für 1 Jahr nach Australien gegangen, hat dort gejobbt und reist jetzt mit dem Geld durch die Welt – soweit er eben kommt und bis er wieder nach Deutschland zurück muss. Wir haben uns ein wenig unterhalten und ausgetauscht, was jeder gerade so macht und wie er unterwegs ist. Als ich erwähnte, dass ich Meditationslehrer sei, meinte er, er würde das auch gerne tun, aber die Ruhe sei nicht seins und er sei zu hibbelig dafür. Ich hatte ihm gesagt, dass er auch eine ruhige und entspannende Musik dazu nehmen kann und wollte ihm gerade noch ein paar Tipps geben, wie er langsam in die Meditation kommen kann, da fragte er auch schon, wie wir uns eigentlich finanzieren. Vielleicht bin ich jetzt zu streng, aber ich nenne das das "Chance vertan". Wäre ich neben einem Meditationslehrer gesessen und hätte die nächsten 3h nichts zu tun gehabt, als im Flugzeug zu sitzen, ich hätte ihn ausgefragt und hätte jeden Tipp mitgenommen. Würde ich nach dem Sinn im Leben suchen und säße im Flugzeug neben einem Philosophen und Yogi, der das alte „normale“ Leben hinter sich gelassen hat, ich würde ihn die gesamte Flugzeit Löcher in den Bauch fragen.

Er hat sich anders entschieden. Vielleicht kam schon genügend Info für ihn an, vielleicht fand er das Mädel neben sich interessanter. Vielleicht fand er es auch so schon megacool, 1 Jahr in Australien gewesen zu sein und jetzt zu reisen und aus dem „normalen“ Leben ausgestiegen zu sein? Ich weiß es nicht. Für mich zeigt es, dass viele Menschen ihre Chancen nicht nutzen, verschlossen sind oder noch sehr im Materiellen verhaftet sind. Vielleicht hat er mich auch in die Schublade „Batikhose und Jesuslatschen“ gesteckt und wollte nichts mit diesen Spirituellen zu tun haben?

Das Leben ist viel mehr als Kosten und Nutzen abzuwägen

Ganz sicher bin ich in meinem Leben auch an vielen Chancen vorbei gegangen, aber an der Lichtbewusstseinsphilosophie und an David Wared bin ich nicht vorbei gegangen – ein Glück. Ich frage mich oft, ob ich an Jesus vorbei gegangen wäre – ich weiß es nicht. Wahrscheinlich wäre ich ihm nicht gefolgt, so wie ich vor 10 Jahren sicher kein Student von David geworden wäre. Ich hatte ja „erkannt“, dass das Rationalbewusstsein das Höchste sei. Das Abwägen von Kosten und Nutzen sei das Maximum der Vernunft und des Verstandes – ist es auch, aber es gibt eben auch noch ein Herz und eine Seele und schon eröffnen sich ungeahnte und unendlich Weiten des Seins. Alle Fragen des Lebens werden beantwortet und es ist sehr schnell klar, was die eigene Berufung und Aufgabe im Leben sein wird. Das Suchen hat ein Ende. (Gerade macht mich mein Schatz darauf aufmerksam, dass ich auch an ihr nicht vorbei gegangen bin. Da war etwas, das mich bleiben ließ, obwohl ich bei jedem anderen Menschen schon längst gegangen wäre - sie ließ mich bei unserem ersten Treffen auf dem Bahnsteig warten, bat mich dann noch eine Stadt weiter zu fahren, um dann mit mir noch wichtige Unterlagen abzuholen und einzuwerfen. Das habe ich alles wie ein altes Ehepaar mit gemacht und es war völlig ok für mich - alles war gut.)

Die Welt ist klein und vielleicht, lieber Sitznachbar und Weltenbummler, wirst Du diesen Beitrag lesen und solltest Du doch noch Fragen haben, dann kannst Du sie mir gerne stellen. Das Mädel neben Dir hieß Freya, Du warst gerade 3 Wochen auf Bali gewesen und hattest auf dem Weg nach Saigon einen Aufenthalt von 8h in Kuala Lumpur – das war am 19.04.2017.