Coconut Tree Prison - Phu Quoc

Die Geschichte wird immer vom Sieger geschrieben. Die Aufarbeitung der Geschehnisse sollte in Vergebung und Versöhnung enden. Mit einer glorifizierenden Wahrheitsverdrehung ist keinem gedient. Leider müssen wir das Coconut-Tree-Prison unter Propagandamuseum abspeichern - schade.

Nachdem wir in Saigon im Kriegsopfermuseum waren und dort erfahren hatten, dass auf Phu Quoc eines der größten Gefangenenlager war, wollten wir dieses Lager, das auch zugleich ein Museum ist auch anschauen und ggf. direkt dort meditieren.

Seltsamer Weise waren wir überhaupt nicht berührt und wir fragten uns, ob wir innerhalb so kurzer Zeit so sehr abgestumpft sind. In Saigon waren wir tief bewegt und hier liefen wir zwischen den Baracken durch, betrachteten die Pappfiguren und verschiedenen Käfige. Die Grausamkeit und Foltermethoden wurden ebenso eindrücklich dargestellt, aber es fand keine Berührung statt.

Plötzlich war es uns klar. Dies war ein reines Propagandmuseum, das den Feind schlecht darstellen sollte und das eigene Volk als Opfer und gut – heldenhafte Kämpfer für das Gute und die Freiheit. Es wurde auf den Tafeln vom Feind gesprochen und auch sonst war die Wortwahl sehr patriotisch.
Auch die Figuren strahlten überwiegend Widerstand, Stärke und Heldenmut aus. Die Menschen wurden dort grausam gefoltert, lebten unter extrem harten Bedingungen und waren mangelernährt. Die Menschen werden in Wahrheit während der Folter nicht die Faust gereckt haben oder den Liegestütz über Stunden und Tage gehalten haben. Wer geblendet wurde und tagelang mit anderen Gefangenen auf engstem Raum und in den eigenen Exkrementen gelebt hat, wird nicht mit Schlachtrufen und gestreckten Armen herausgekommen sein.

So blieb ein komisches Gefühl, als wir durch dieses Lager liefen. Was in Saigon noch eine einigermaßen sachliche Darstellung war, war hier eine einseitige Darstellung, deren Botschaft nicht auf Vergebung und Versöhnung aus war. Es war eher eine Darstellung, die die eigene Ohnmächtigkeit und Hilflosigkeit in einen Sieg der tapferen und zähen Helden umwandeln wollte. Dabei wäre es so wichtig, dass sich die Kriegsparteien endlich versöhnen und Vietnam aus der Opferhaltung herausgeht.
Es wird wohl noch Jahre dauern, bis dieses Trauma überwunden ist.