Das touristische Bali - Nusa Dua

Traumhafte Strände, schöne Natur, Ruhe, Frieden gepaart von Luxus, große Hotelanlagen, Geld, Security, sehen und gesehen werden. Das war für uns Nusa Dua. Kaum etwas erinnert wirklich an Bali. Wenige Tempel, kein Weihrauchgeruch in der Luft, keine Opfergaben am Boden, bei denen man aufpassen muss, nicht drauf zu treten.  

Jörg und ich waren sehr hin- und hergerissen, ob man hier hin „muss“ oder nicht.

Mir haben die Strände, das türkisfarbene Wasser und das Schauspiel der Gezeiten besonders gut gefallen. Wir waren das erste Mal einfach nur am Strand, um uns zu Sonnen und im Wasser zu baden. Die kleinen idyllischen Halbinseln mit Parkanlagen, Mangroven und den Felsen, die ins Wasser eintauchen, schenkten mir ein Gefühl von Frieden und Harmonie. Ich hätte etwas vermisst, wenn ich diesen Teil von Bali nicht gesehen hätte – auch wenn es mit Bali wenig gemeinsam hat.

Mauern und Schutz vor .. was eigentlich?

So ein schöner Flecken auf Mutter Erde hat leider auch eine zweite Seite der Medaille. Wir machten die Erfahrung, dass man wohl nur am eigenen Hotelstrand sitzen darf. Bei einigen Stränden ist es sehr offensichtlich, dass die Liegen und Restaurant zum Hotel gehören und ein Nicht-Gast auch nicht erwünscht ist. Wir durften durch ein Resort laufen (es gab auch keinen anderen Weg), allerdings war es uns nicht gestattet, kurz im Schatten zu sitzen, um ein Schluck Wasser zu trinken. Wir saßen keine halbe Minute, als wir sehr freundlich gefragt wurden, ob wir Gäste des Resorts seien. Nach unserer Verneinung wurden wir gebeten, wieder zu gehen.

Uns scheint es so, dass die Resorts sehr im Wettstreit miteinander sind, wer das Beste und Schönste Fleckchen bieten kann. Unser Hotel war ein günstiges in zweiter Reihe. Unser Strandzugang war nicht ganz so idyllisch. Unsere Bucht teilten wir mit dem Club Med, deren Strand frisch gesäubert wurde und an der imaginären Grenze zu unserem Teil der Bucht abrupt der Müll noch rumlag.

Um die Anlagen sind Mauer herum gebaut und Security checkt den Autounterboden, bevor es passieren darf. Da kamen in mir Erinnerung an Afrika hoch, dort fühlten wir uns mit all den Mauern, Zäunen und Schutzmaßnahmen ebenfalls sehr eingeschränkt und unfrei.

Wovor die Urlauber allerdings auf Bali beschützt werden sollen, haben wir nicht verstanden. Wer wirklich mal auf Bali war, wird wie wir die Insel und ihre Einwohner als äußerst liebevolle und hilfsbereite Menschen kennen gelernt haben. Nicht einmal haben wir einen Streit, oder eine Auseinandersetzung oder ähnliches mitbekommen.

Auch die unzähligen Gefahrschilder, wo man sich im Falle eines Brandes, Erdbebens oder eines Tsunamis hinbegeben soll, scheinen weniger Sinn zu machen, als mehr die Angst des Besuchers zu stillen.

Jörg zum Fazit Nusa Dua:

Ja, das Dasein in Nusa Dua kostet Geld - viel Geld - und so habe ich mich dort nicht richtig wohl gefühlt. Ich möchte sein und sosein und es befremdet mich immer mehr, wenn Menschen Eigentum und Besitz an der Natur erwerben, um damit Geld zu verdienen und gleichzeitig andere Menschen von dieser Natur ausschließen. Mir kam spontan die Idee, ein besonders schönes Fleckchen Erde zu erwerben und den Zugang nur für arme Menschen zu gewähren. Vielleicht würde das ja etwas aufrütteln? Ich habe den Gedanken aber auch gleich wieder verworfen, weil er geprägt ist von Kampf und Widerstand.

Unser Ashram wird eines Tages offen sein für alle Menschen. Es wird keinen Zaun und keine Mauer außenherum haben und es wird im Einklang mit den Menschen und der Natur stehen.

Vor 13 Jahren war ich schoneinmal für 2 Tage auf Bali und habe einen Tagesausflug zum Vulkan gemacht. Mir hatte die Insel nicht so recht gefallen, sie war eng, voller dichter Bäume und wildem Gehupe der Verkehrsteilnehmer. Ich konnte nicht viel von der allseits gelobten Schönheit Balis entdecken.

Seit ich Nusa Dua kenne, weiß ich, wovon die Menschen sprechen. Sie landen in Denpasar, fahren auf einer zweispurigen Straße bequem ein paar Kilometer und werden von parkähnlichen Straßenrändern in Nusa Dua empfangen. Prächtige Kreisverkehre, aufwendig gestaltete Statuen und Skulpturen und westlicher, gehobener und höchster Standard erwarten sie. So kann man auf Bali auch Urlaub machen - hinter hohen Mauern in seiner geschützten Hotelanlage ohne Kontakt zum wahren Leben der Einheimischen.

Ich habe die lokalen Warungs genossen und fand es toll, wie man sich mit Händen und Füßen verständigen konnte und so wirkliche Begegnungen hatte, gemeinsam lachte und sich beim Abschied tief voreinander verneigte. Die wahre Schönheit Balis liegt in den Menschen und ihrem Sinn für Details und Schönheit und natürlich in der atemberaubenden Natur.

Nun kenne ich also die zwei Gesichter Balis - dafür bin ich sehr dankbar.