No worries – nur ein Krokodil

Durch eine kurze Phase der Begegnung mit einem Krokodil, konnte ich wahrnehmen, wie mein Gefühl und mein Denken bestärkt durch Konditionen, Prägungen und Angst sich in ein ausgeprägtes, instinktives Handeln mit leichter Panik wandelten.

Wir reisen an der Ostküste Australiens von Cairns nach Sydney. Noch recht nördlich an unserer ersten Meeres-Etappe am Mission Beach angekommen, sind Jörg und ich bereits im Meer baden gewesen, denn die Campingplatzbesitzerin meinte, es sei sicher. Auf dem weiteren Weg stellten wir fest, dass es an anderen Strandzugängen Warnungen vor Krokodilen gibt. Krokodile gibt es im Norden und nördlichen Teil der Ostküste, aber langsam kommen wir in Gebiete, in denen wir ein Krokodil nicht mehr unbedingt erwarten müssen.

Die Bekanntschaft

So kommen wir an einem wunderschönen Campingplatz mitten im Nirgendwo an. Schon beim Betreten des Campingplatzes verspüre ich den Drang, ins Meer zu springen. Es ist heute sogar ungewöhnlich warm. Die einheimischen und Campingplatzbetreiber versichern, „No worries“, wie der Australier gerne sagt, es ist „safe to swim“.

Jörg hat keine Lust und so springe ich alleine in die kalten Wellen des klaren Wassers. Wunderschön. Ich komme in etwas tiefere Wasser und setze zum Schwimmen an… und da sehe ich doch tatsächlich ein Krokodil!

Ich schau noch mal hin. Ok.

Beim Blick auf das Krokodil ist es für mich, als würde die Zeit stillstehen und als könnte ich mich nun aus einer übersichtigeren Perspektive beobachten. Und ehrlich gesagt, auf der Gefühlsebene war das Krokodil sehr entspannt und wenig überrascht oder interessiert an mir. Es schien sich eher aus meiner Schwimm- und Plantschbahn gemütlich fort bewegen zu wollen.

Der Automatismus – wie ich auf Glaubenssätze reagiere

Doch was passiert da auf einmal in mir? Ich merke wie plötzlich jegliche Filme in meinem Kopf parallel an mir vorbeiziehen und ich aus der Entspanntheit, dieses Tier zu beobachten in einen unruhigen Modus schwenke. Irgendwas in mir sagt, ich muss was tun. Und sofort schreit es in meinem Kopf: Achtung, das Krokodil wird will dich fressen!

An diesem Punkt angekommen gibt es kein Halten mehr. Sofort steigt mein Adrenalin und mein Körper bewegt sich auf dem schnellsten Weg aus dem Wasser hinaus. Dort angekommen stelle ich fest, dass ich mich in einem leichten Panik-Zustand befinde und muss erst mal tief durchatmen.

Die Ruhe nach dem Sturm

Was war passiert? Ich komme wieder zur Ruhe und stelle Erstaunliches fest:

Mir wird bewusst, dass ich aus (unbewussten) Glaubenssätzen, Vorstellungen und Ängste heraus reagiert hatte und nicht in meiner Mitte war. Wohlmöglich hätte ich sonst meinem Gefühl mehr Achtung geschenkt und insbesondere einen klaren Kopf behalten und mich langsam vom Krokodil entfernt. (Denn auch wenn es in diesem Moment vielleicht nicht gefährlich gewesen ist, bleibt es ein Raubtier, dessen Einzugsgebiet ich nicht unbedingt queren möchte.)

Das ganze Szenario erinnert mich an Namibia, als ich in unserer Lodge einen Skorpion hab an der Wand sitzen sehen. Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen und am Ende war es eine Nichtigkeit. Aber das ist eine andere Geschichte.

Wie war das, alle guten Dinge sind drei? Da bin ich aber froh, dass es in Neuseeland keine gefährlichen Tiere geben wird.