Wir stellen fest, dass die Menschen hier unheimlich offen und freundlich sind. Sie haben offenbar einen Weg gefunden, wie die jüngste Geschichte verdaut und aufgearbeitet werden kann. Zwei Beispiele habe ich im S21 berichtet bekommen.
Der Audioguide im Museum S21-Foltergefängnis berichtete, wie das Volk mit den seelischen Verletzungen umgeht. U.a. wurde davon erzählt, dass es eine Theatergruppe gibt, bei dem die Schauspieler Betroffene sind. Sie übernehmen eine Rolle z.B. als Soldat oder Gefangener und können so das Geschehen und die Not und Angst des anderen nachempfinden und ihr eigenes Leiden verarbeiten. Statt in Rache-Gefühlen verhaftet zu bleiben, soll den Menschen geholfen werden, in Vergebung zu gehen.
Diese Vorgehensweise erinnert mich sehr an meine gelernte Praxis zur Lichtaufstellung und einen wesentlichen Teilaspekt dabei: die Vergebung. Ich durfte selbst erfahren, wie effektiv eine Lichtaufstellung sein kann und wie wesentlich Vergebung für den eigenen, inneren Frieden ist. Diese Theater-Inszenierung hört sich für mich nach einer Art Aufstellungsarbeit an und ich war wirklich begeistert, davon zu hören.
Ein zweiter Bericht des Audioguides war bzgl. einer Frau (ich glaube sie hieß Sophie), welche über Meditation ihr Seelenheil und ihren Frieden gefunden hat: „den Frieden, den wir alle in uns tragen“. Heute unterstützt sie Betroffene mit Meditationen, ihren Unfrieden aufzulösen.
Auch ich konnte hier vor Ort etwas auflösen, Seelenheil und Frieden durch eine Meditation erfahren. Einen Teil davon habe ich hier veröffentlicht: Ein Soldat bei den Killing Fields.
Leider habe ich im Moment nicht die Zeit bzw. den Fokus darauf, wie Kambodscha es geschafft hat, in so kurzer Zeit so viel Trauma und Unfrieden im Volk zu lösen. Für mich grenzt es an ein Wunder, gibt es doch zahlreiche Beispiele auf diesem Planeten, wie Völker und Nationen ihren Frieden nicht finden können.
Wie wäre unsere Welt, wenn die Staatsoberhäupter Kambodscha nacheiferten, indem sie Frieden und Vergebung als höchsten Wert setzten, an Stelle mit Strafen, Rache, Mauern Waffen den Krieg zu mehren.
Jeder einzelne von uns kann etwas bewegen, indem er seinen Frieden bewahrt und lebt. Je mehr Menschen dieses tun, desto mehr Frieden wird es auf der Welt geben.