Killing Fields in Choeung Ek in der Nähe von Phnom Penh

Unser erster Ausflug in Kambodscha war zu den 14km entfernten Killing Fields in der Nähe von Phnom Penh. Hier wurden überwiegend die Menschen aus dem S21 Foltergefängnis ermordet. Wir und insbesondere ich waren darauf eingestellt, entsprechende Energien vorzufinden.

Doch es war ganz anders. Ein friedlicher und heiliger Ort – wie wir finden. Die Anreise mit dem TukTuk ging aus der Stadt heraus durch kleine abgelegene Straßen. Hier konnte man das einheimische Leben außerhalb der Stadt erleben. Bereits hier wirkte es menschlich, friedlich, ein Miteinander in Harmonie. Es wird gemeinsam gegessen, die Kinder spielen draußen und winken den vorbeifahrenden TukTuks zu.

 

 

Die Ereignisse waren sanft aufbereitet

Wir kamen energetisch vollgetankt dort an. Insbesondere die vielen lachenden und grüßenden Kinder hatten uns sehr aufgeheitert.
Direkt am Eingang wurden wir freundlich empfangen und erhielten einen Audioguide in deutscher Sprache. Nicht nur technisch war es einwandfrei, auch von dem was uns dort mitgeteilt wurde, waren wir baff. Neutral, sanft, vorbereitend. Man wurde informiert, wenn es etwas ans Eingemachte ging und der Guide empfahl, sich einen Platz im Schatten auf der Bank zu suchen. Und an gleicher Stelle gab es Bänke im Schatten. Dem Besucher wurde es unserer Meinung nach sehr leicht gemacht, diese doch grausame Kost in eigenem Tempo und in der gewünschten Tiefe aufzunehmen.

Wenn Du etwas mehr über die damaligen Geschehnisse erfahren möchte, dann solltest Du den Beitrag über das S21 und Killing Fields von Jörg anschauen.

Einladung zur Vergebung, Heilung, Reinigung und Frieden

Die gesamte Geschichte aus der Zeit der Roten Khmer ist unfassbar und für mich das Grausamste, was ich bis jetzt erfahren habe. Es ist furchtbar, was Menschen sich gegenseitig angetan haben. Sogar aus der eigenen Familie. 

Dennoch wirkte der Ort auf uns beide sehr friedlich. Die Menschen gingen sehr besinnlich über das Areal, waren ruhig, saßen auf Bänken oder standen im Schatten und gemeinsam lauschte jeder mit seinem Audioguide den Geschichten und verdaute, was er da gerade hörte und sah.

In mir kam das Gefühl von Miteinander hoch. Als könnte jeder, der möchte, diese Energie in sich aufnehmen und verinnerlichen. Die Energie, die einem in dem Moment zwei Dinge spüren lässt: Zum einen, dass das gerade Gehörte und Gesehene das Schlimmste ist, was Menschen sich gegenseitig antun können und zum anderen, dass man genau jetzt für sich selbst die Entscheidung treffen kann, dass man so etwas nicht mehr möchte.

Wie tief man sich in dieses Gefühl hineinbegibt, das kann jeder für sich entscheiden. Meiner Meinung nach, lädt dieser Ort ein bzw. setzt einen Grundstein für Vergebung, Heilung, Reinigung und Frieden. Wer sein Herz dafür öffnet, wird viel für sich mitnehmen können.

Ich kann inzwischen diese Energien sehr gut spüren und einige der Menschen, die zeitgleich mit uns dort waren, haben ihre Herzen geöffnet. Sich Zeit für sich selbst genommen. Auch einfach mal auf einer Bank gesessen und ausgeheult. Auch das gehört oft zu solchen Reinigungsprozessen und es ist schön, dass all dies dort an diesem Ort geschehen darf!

Friedliche Hügellandschaftund Natürlichkeit

Jörg und ich haben überlegt, was alles dazu beigetragen hat, dass wir es dort als so friedlich empfunden haben. Insbesondere ist uns dabei der Umgang der kambodschanischen Menschen aufgefallen. Die Geschehnisse sind alle noch keine 40 Jahre her. Vermutlich haben wir einige Menschen getroffen, die auf der einen oder anderen Seite involviert waren, aber heute leben sie friedlich miteinander.

Das Volk ist aufgerufen, zu vergeben. Die ehemaligen Soldaten wurden nicht inhaftiert. Das Killing Field ist nun (mehr oder weniger) Mutter Erde überlassen. Die Hügellandschaft mit ihren ehemaligen Löchern zeugen von den Stellen, an denen die Menschen in Massengräbern hineingeworfen wurden. Bis heute kommen Knochenreste und Kleidungsstücke nach oben. Es hört sich gruselig an, ist es auch.

Dennoch ist genauso deutlich eine friedliche Energie zu spüren, welche auf natürliche Weise in ihren Ausdruck kommen darf. So stehen Bäume an ihrem alten Platz, Gras und Grünzeug sprießt. Tiere können beobachtet werden, sogar Schmetterlinge. Der Killingtree und einige Fields sind mit Armbändern geschmückt. Ich finde diese Natürlichkeit trägt dazu bei, sich zu öffnen und Frieden zu schließen. Mit dem, was dort war, aber auch dem Unfrieden, den viele Menschen in sich tragen.

Auf dem Areal ist eine ziemlich große Stupa (der Guide erläutert die heilige Bauweise) zum Andenken an die 17.000 verstorbenen Seelen errichtet. Hier wurden einige Zeremonien zur Vergebung, Heiligung und zum Andenken gehalten und jedes Jahr gibt es eine große Zeremonie.

Fazit

Mein persönliches Empfinden ist, dass an diesem Platz sehr viel Vergebung und Heilung stattgefunden hat und stattfindet. Ich beobachtete z.B. einen alten kambodschanischen Mann, der mit uns im Filmvorführraum saß. Ich weiß nicht auf welche Weise, aber ich spürte wie sehr er betroffen war. Vielleicht als jemand, der seine Familie dort verloren hatte, vielleicht aber auch als Soldat, der an diesen Geschehnissen beteiligt war. Es ist nicht relevant.
Wesentlich ist, dass auf energetischer Ebene in diesem Mann etwas geheilt wurde und somit ist wieder etwas mehr Heilung für alle Menschen und Mutter Erde geschehen. Genau das macht dieses Ort sehr heilig und energievoll.

Sinn und Zweck von Gedenkstätten

Vor Kurzem fragte ich mich, wozu diese grausamen Orte erhalten werden. Ich habe bereits viele solcher Orte besucht und mich bis jetzt danach immer nur schlecht gefühlt.

Zum Beispiel bei einem KZ-Besuch:

Mit meiner Schulklasse hatte ich als junges Mädchen ein Konzentrationslager besucht (besuchen müssen). Alle möglichen Brutalitäten wurden uns ohne Vorwarnung erläutert. Ich hielt etwas Abstand von der Gruppe und der Führung und stand auf einmal alleine in einem der Räume, in dem die Juden auf Pritschen untergebracht waren. Ich wurde überschwemmt mit Bildern und Gefühlen aus jener Zeit.

Es gab keinen Guide, der mich vorbereitete und keine Bank, auf die ich mich einfach nur setzen und heulen konnte. Ich empfand meine Kameraden als ziemlich gefühlslos (wahrscheinlich nicht zurecht, ich kann mir heute gut vorstellen, dass der ein oder andere ebenso damit beschäftigt war, sich nichts anmerken zu lassen).

Ich fühlte mich mit meinen Gefühlsausbrüchen im KZ „falsch“ und unterdrückte diese. So macht ein solcher Ort natürlich wenig Sinn. Denn er heilt nicht, sondern unterdrückt (erneut) und löst Unfrieden aus. Ein Ort, an dem so viel Gewalt und Brutalität geschehen ist, darf zu einem heiligen und heilenden Ort werden. Der Mensch darf sich eingeladen fühlen, hier zu verweilen, zu sitzen, zu meditieren, zu weinen, zu heilen und zu sein.

Niemand sollte "gezwungen" werden oder unaufgeklärt solch einen Ort betreten.

So macht ein Besuch sehr wohl Sinn!
Zur Heilung von Mutter Erde und Heilung von uns Menschen.