Reiseplanänderung - raus aus Wollen und Müssen, rein in Sein und Fließen

Das ganze Leben ist eine Reise, die nicht geplant werden kann. Veränderungen sind normal und mit Intuition, Vertrauen, Gelassenheit und Annahme können sie in die Reise integriert werden. Festhalten an den Plan bringt weitere Blockaden, Druck und Ungemach - mitfließen ist das Geheimnis.

Eigentlich haben wir ja gar keinen Reiseplan. Wir entscheiden vielmehr in jedem Land, in welches Land wir weiter reisen werden. So halten wir es eigentlich auch im Land selbst. Wir suchen uns erst Mal einen Startort und schauen dann, was wir sehen wollen und wo es uns hinzieht.

Nach Namibia standen Madagaskar, Mauritius und Sansibar zur Debatte, aber irgendwie passten die nicht und da kam mir Sri Lanka. Ich bin einfach über die Weltkarte in östlicher Richtung gegangen und Sri Lanka fühlte sich stimmig an.

Das Land an und für sich ist wunderschön, nur was wir Menschen gerade aus ihm machen ist weniger schön. Die Umweltverschmutzung ist extrem und wir fühlen uns nicht wohl. Die Unterkünfte waren laut und wir sind wieder nicht zur Ruhe gekommen.

Eigentlich wollten wir im Anschluss an Sri Lanka für zwei Wochen nach Indien – nach Auroville und in ein benachbartes Ashram. Aber irgendwie habe ich mich nur ungern um eine Unterkunft und einen Kontakt in Auroville gekümmert und irgendwie wollte ich eigentlich nicht nach Indien. Andererseits ist es auch super interessant, ein Ashram kennenzulernen und Auroville – eine von der UNSECO geförderte Stadt, in der jeder in Frieden leben darf.

Gesundheitliche Probleme als Show-Stopper

Dann bekam Sarah wieder die gleichen gesundheitlichen Probleme, die uns bereits in Südafrika ins Krankenhaus und zu ein paar Wochen Aufenthalt zwangen. Ich habe mal wieder „meine“ Weltreise in Gefahr gesehen und bin kurz in Emotionen gegangen. Ich wollte nicht mehr, ich wollte nicht mehr warten, bis ich endlich einmal 4 Wochen am Stück einfach sein kann. Einfach nur sitzen, lesen, schreiben, das Meer und die Sonne genießen und leckeres Essen haben.

Sarah wollte auch nicht mehr und v.a. nicht mehr ins Krankenhaus und schon gar nicht irgendwo in Asien. Nach Deutschland fliegen wollen wir beide auch nicht.

Meditation als Lösungsgeber

Nach einer kurzen Meditation kam uns und mir die Lösung und vermutlich auch die Ursache für Sarahs Leiden. Zum einen sind wir immer noch in viel zu großem Tempo unterwegs. Wir reisen nicht in unserem OHR-Prinzip – in unserer Ordnung, unserer Harmonie und in unserem Rhythmus. Wir sind immer noch im Wollen und Müssen. Wir haben oft gesagt „Wenn wir schon hier sind, dann wollen wir aber auch xy ansehen“ oder „lass uns noch das und das mitnehmen“. So auch jetzt. Indien war nicht mehr in unserer Planung bis wir von zwei Seiten dieses Auroville empfohlen bekommen hatten. Es war ja vernünftig dorthin zu fliegen, wenn wir schon in der Ecke sind. Es passt jetzt aber nicht. Dazu stehen wir jetzt endlich und reisen ab sofort nur noch in unserem OHR und mit Freude und Leichtigkeit.

Die Zeiten sind vorbei, in denen ich beweisen musste, dass ich wie ein „richtiger“ Backpacker reisen kann. Wir sind mit einem lokalen Bus gefahren – 10km zum Wasserfall und auch wieder zurück. Es war ein kleines Abenteuer und auch ein schönes Erlebnis. Das heißt aber nicht, dass ich mich mit voll gepackten Backpacks in enge und überfüllte Busse zwängen muss, um in 6 Stunden von A nach B zu kommen, wenn mich das einfach nur anstrengt und stresst. Dann nehme ich lieber ein Taxi, brauche 3,5 Stunden – kann Pause machen, wenn ich das möchte und zahle eben etwas mehr dafür. Unsere Unterkünfte und Verpflegung entsprechen eh nicht mehr dem Standard des typischen Backpackers, wieso sollen wir also nicht auch beim Rest der Reise unseren Bedürfnissen folgen – das ist Fülle. Das andere ist Mangel – für uns.

Das ganze Leben ist eine Reise

Mir wurde klar, dass diese Reise unsere bisherigen Leben widerspiegelt. Wir reisen nochmals durch unsere alten Leben, um zu erkennen, was das wirkliche, das essentielle Leben ist.

Das Leben ist eine Reise. Uns war von Anfang an klar, dass diese Weltreise kein Urlaub wird. Urlaub ist Leichtigkeit und Freiheit für einen sehr begrenzten Zeitraum. Unsere Reise ist Teil unseres Lebens. Wir machen keine Auszeit von unserem Alltag. Wir sind im Alltag, nur mit dem Unterschied, dass wir reisen und kein festes Zuhause haben.

Unser Ziel ist es, durch das Leben zu reisen und uns dabei so leicht und frei zu fühlen, wie im Urlaub. Heute sind wir wohl ein gutes Stück dorthin gegangen. Der Indienflug wird storniert, stattdessen geht es direkt nach Thailand und dort machen wir 4 Wochen nichts oder um es korrekt auszudrücken, wir kommen bei uns an und nehmen uns Zeit für uns ohne Wollen und Müssen. Wir werden vielleicht nur an einem einzigen Ort sein und sind sicher, wir werden trotzdem die Energie des Landes aufnehmen und die Erfahrungen machen, die für uns wichtig sind.

Ich bin die ganze Zeit noch in der Hoffnung gewesen, dass wenn ich nur „richtig“ lichtbewusst lebe und meine Themen alle auflöse, dann habe ich so viel Energie, dass ich die Welt aus den Angeln heben kann. Was für ein Blödsinn! Ich muss mein OHR leben, mein Tempo annehmen und nicht versuchen, schneller zu sein und mehr zu machen, als ich in einer Harmonie tun kann. Erst dann kommt die Energie, um die Welt aus den Angeln zu heben, aber eben nicht in der Vorstellung, einen 16-Stundentag meistern zu können, sondern in der ausdauernden Energie, so lange zu wirken, bis es vollbracht ist.

Es wird eine permanente Erinnerung notwendig sein, damit ich und wir das erreichen werden – dafür reisen wir! Und natürlich gibt es Hoffnung nicht, es ist nichts Wirkliches. Eigene Schöpferkraft gibt es stattdessen schon.

 

P.S. Mit dieser Erkenntnis war Sarah’s Problem allerdings noch nicht behoben und der Abbruch der Reise schwebt immer noch über uns. So fragten wir in unserem Hotel nach einer ayurvedischen Apotheke und landeten dann direkt gegenüber in einem Ayurveda-Hotel mit einer Ärztin dabei – so fließt das Leben. Die gute Frau verordnete Sarah erst Mal eine Massage mit Dampf im Anschluss und versprach uns, bis zum nächsten Morgen noch geeignete Medizin zu besorgen – unser Zug ging ja schon um 9.23 Uhr. Und wie versprochen erhielten wir dann noch rechtzeitig reichlich Öl, Tee, Kräuterextrakte und Tabletten. Die Massage hatte über Nacht auch gewirkt und Sarah ging es schon besser. Es ist aber immer noch nicht so gut, dass wir beruhigt und sie schmerzfrei reisen könnte. So sind wir gerade wieder bei der Massage und Sarah nimmt fleißig ihre Medizin.

P.P.S. Natürlich ist Indien ein faszinierendes Reiseland und sicher werden wir es eines Tages besuchen. Vielleicht machen wir das nach unserem Aufenthalt in Bali, vielleicht ist es aber auch erst später dran. Wir lösen uns auch hier von der Vorstellung, man muss die Länder in einer vernünftigen Reihenfolge bereisen. Vernünftig heißt kosteneffizient. Wir entscheiden uns jetzt immer mehr für eine sinnvolle Reihenfolge und sinnvoll heißt eben erst dann dorthin zu reisen, wenn es passt und sich stimmig anfühlt.