Ruhe ist ein Menschenrecht

Auf unserer Reise befinden wir uns oft an lauten Straßen, Stränden, Städten, Restaurants und Hotels. Es ist schwer, einen ruhigen Ort des Rückzugs zur Besinnung zu finden. Wir finden, ein Ort oder besser ein Leben in Ruhe ist ein Menschenrecht und sollte entsprechend gefördert und geschützt werden.

Gerade kommen wir von einem mexikanischen Restaurant (in Argentinien) zurück und fühlen uns gestresst, gehetzt und mein Magen drückt. Es liegt höchstwahrscheinlich an der lauten und schnellen Musik im Restaurant, welches wohl eher auf "Partygäste" ausgerichtet ist - die Sombreros haben wir jedenfalls nicht aufgesetzt, dankend auf das Fleisch verzichtet und den Happy-Hour-Tequila nicht getrunken. So bin ich nun neu motivert, diesen Beitrag zu Ende zu schreiben. Er wartet schon seit Laos darauf.

Lärm ist allgegenwärtig

Auf unserer Reise sind wir sehr oft an lauten Orten, sei es unterwegs im Flugzeug, Taxi, Bus, Tuk-Tuk oder einfach in den Städten und Ortschaften oder auch in ganz normalen Geschäften.

Auch viele Unterkünfte entpuppen sich vor Ort als lauter als gedacht. Entweder ist die Klimaanlage laut, das Zimmer hellhörig, irgendwer knallt permanent seine Tür oder kommt spät und laut sprechend auf sein Zimmer zurück oder die Nachbarschaft ist laut. Oft befindet sich eine Baustelle in der Nähe und oft wird auch am Wochenende gebaut. Bisweilen ist der Straßenlärm aufdringlich oder irgendein Gastronomiebetrieb beschallt seine Gäste und die Nachbarschaft gleich mit. Es ist wirklich schwer, Ruhe zu finden, denn selbst wenn alles passt, irgendein Lüfter oder der Kühlschrank läuft immer.

Dauerbeschallung statt Erholung

Es war in Singapur als wir zur Mittagszeit in einer der unzähligen Malls waren. Viele Angestellte der umliegenden Bürokomplexe verbringen ihre Mittagspause in einem der vielen Foodcourts und natürlich werden diese mit Musik beschallt und für die gute Belüftung rauscht die Klimaanlage unüberhörbar. Wir fühlten uns schon vom puren Vorbeischlendern gestresst und suchten uns einen anderen Ort – der war dann ein ziemlich tiefgekühltes Bistro. Wir verstehen nicht, warum sich Menschen, die während ihrer Arbeit konzentriert und leistungsorientiert sein müssen, sich in der Mittagspause noch weiteren Belastungen wie Lärm aussetzen. Wir verstehen nicht, warum Menschen, die in lauten und hektischen Großstädten leben, sich an ihrem freien Tag in Bars und Pubs begeben und dort betrinken und beschallen lassen, anstatt sich in Ruhe zu erholen. Fast überall werden wir von mehr oder weniger angenehmer Musik zwangsbeschallt – im Restaurant, im Supermarkt, beim Friseur, beim Arzt, vom Nachbarn oder vom Verkehrsgeschehen.

Wir fanden Sri Lanka als eine der lautesten Gegenden überhaupt, aber auch an anderen Orten beschallt der fliegende Straßenhändler seine vermeintliche Kundschaft mit seinem Angebot per Lautsprecher oder spielt die immer gleiche Erkennungsmelodie.

Kaum Orte der Ruhe

Auf dieser Erde ist es fast nicht mehr möglich, an einen Ort zu gehen, an dem nichts als die reine Natur zu hören ist. Persönlich habe ich das im Norden von Schweden und Norwegen erlebt – ein Traum diese Ruhe und Einsamkeit. In Deutschland oder Asien scheint es fast unmöglich, an einen Ort zu gehen, an dem nicht irgendeine künstliche Schallquelle werkelt.

Wir werden von außen beschallt und selbst wenn wir Zuhause sind, schalten wir das Radio oder den Fernseher ein und lassen uns weiter berieseln. Nebenbei essen wir, lesen Zeitung oder schauen noch ins Smartphone. Kurz vor dem Zubettgehen, werden nochmal schnell Mails gecheckt und ein lustiges Video angeschaut. Wie und wo wollen wir da zur Ruhe und Besinnung kommen und damit zu uns selbst finden und in unsere Balance und Kraft gelangen?

Ein Plädoyer für Ruhe und Stille

Ruhe ist für viele Menschen die Voraussetzung, um in Stille zu kommen. Stille wiederum ist der Zustand, der eigentlich kein Zustand mehr ist, aus dem das höchste Potenzial und die höchste Kraft wirken können. Stille ist der Punkt zwischen Actio und Reactio, es ist der Punkt der Erholung und Sammlung der Kraft. Aus der Stille geht alle Schöpfung und Entwicklung hervor. Ohne Stille gibt es auch keine Bewusstseinserweiterung und deswegen ist Stille so essentiell und deswegen ist Ruhe so wichtig und deswegen sollte Ruhe ein Menschenrecht sein.

Unsere Welt ist viel zu laut und viel zu oft unnötiger Weise. Es gibt so viele Haushaltshelfer die laut sind und ständig wegen irgendetwas piepsen. Mein Staubsauger muss beispielsweise durch seine Lautstärke nicht anzeigen, dass er besonders gründlich und kraftvoll saugt, auch mein Wasserkocher müsste nicht unbedingt piepsen, wenn er fertig ist. Auch im Auto nimmt das Gepiepse ständig zu - Schlüssel, Gurt, Licht, Geschwindigkeit, Fenster etc..

Meditation ist eine wunderbare und effiziente Methode, um in die Stille zu kommen. Auch dafür ist eine ruhige Umgebung sehr förderlich. Jeden Montag findet in der Lichtbewusstsein-Akademie eine Stille Meditation statt. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, als just immer montags und immer um diese Zeit die Pegida in Düsseldorf demonstriert hat. Wir waren „mittendrin statt nur dabei“. Von jeder Straßenseite hörten wir das Gegrölle, die Schlachtrufe, Parolen und die Musikbeschallung. Es gab aggressive Auseinandersetzungen und ein großes Polizeiaufgebot. Es ist eine Herausforderung in dieser Energie der Gewaltbereitschaft und in dieser umgebenden Lautstärke in die Stille zu gehen.

Je weniger Ruhe wir haben, umso weniger kann Frieden entstehen, umso mehr bleiben wir in Zwang und Notwendigkeiten verhaftet und umso weniger können wir uns öffnen für höhere Impulse zu unserer Glückseligkeit und zur Heilung von Mutter Erde.

Ich bitte Dich um eine Minute der Ruhe für die Stille.