Saigon – ein Besuch im Kriegsopfer-Museum (War Remnants Museum)

Der Besuch im Kriegsopfermuseum in Saigon ist nichts für Zartbesaitete. Es ist unfassbar, was Menschen aus Schuld, Angst und Macht anderen Menschen antun können. Wir waren tief berührt und tief erschüttert.

Es ist Sonntag, 30. April 2017, nationaler Feiertag anlässlich der Wiedervereinigung von Nord- mit Südvietnam. Da es mir gestern nicht gut ging, gehen wir erst heute ins Museum – es geht mir immer noch nicht gut, aber irgendetwas zieht mich und uns dorthin.

Es ist brüllend heiß in der Stadt und so nahmen wir ein Taxi, welches entweder den imaginären Feiertagszuschlag im Taxameter aktiviert hatte oder manipuliert war – die 2km Fahrt war jedenfalls unverhältnismäßig teuer. Ich beschließe, nichts zu sagen und gönne dem Fahrer sein Extraverdienst. Die Menschen arbeiten hier jeden Tag von 7.00 Uhr früh bis 22.00 Uhr abends und haben nur einmal im Jahr Urlaub und das für ~250,- EUR im Monat.

Was der Mensch alles macht aus Schuld, Angst und Macht - unfassbar

Ich weiß nicht, ob es an der Hitze lag oder an der Ausstellung, aber mir wurde ganz komisch und es ging mir nicht besonders. Auch Sarah ging es damit nicht gut. Im Außenbereich war ein amerikanisches Gefängnis in Vietnam nachgebaut (es geht um den Krieg mit den USA) und geschildert, welche Foltermethoden angewandt wurden und welche Gräueltaten verübt wurden – alles mit Fotos belegt. Es ist unfassbar, was Menschen einander antun können und auf welche Perversitäten Menschen kommen. Hier hatte ich echt zu kämpfen, dass ich nicht weinen musste, nicht, weil der Krieg oder die Bilder so schlimm waren, sondern weil die Menschen anscheinend nichts dazu gelernt haben.

Im Inneren des Museums ging es weiter mit der schonungslosen Darstellung der Geschehnisse im Krieg – harte Kost! Auf nebenstehendem Foto ist ein Auszug aus der amerikanischen Verfassung zu sehen. Ich finde, dass das, was man für sich selbst reklamiert, auch anderen zugesprochen werden sollte. Das haben die Amerikaner in diesem Krieg nicht getan. Die USA sind nachweislich unter manipulierten Begründungen und provokantem Auftreten in den Krieg eingetreten, weil sie das wollten. Im 2. Weltkrieg haben die Deutschen Polen überfallen und nicht umgekehrt. Alles andere würde man heute als Fake News bezeichnen oder als alternative Fakten/Wahrheiten.

Die USA haben in diesem Krieg doppelt so viel Geld ausgegeben wie im 2. Weltkrieg – was hätte man mit diesen Milliarden Gutes tun können? Sinnlose Ausgaben, die nur Leid und Elend über Mensch und Natur gebracht haben. Noch heute sind Ackerflächen mit Dioxin aus den Agent-Orange-Abwürfen verseucht. Ich empfinde es als Spott, wenn der Friedensnobelpreisträger Barack Obama diese untenstehend abgebildeten Worte spricht.

Demonstrationen der Macht

Es ist zutiefst erschütternd, wenn ich mir nach diesen Taten den heutigen Präsidenten der USA anschaue, der Folter als angemessen bezeichnet, an der Todesstrafe festhält, eine Mauer um sein Land bauen möchte und „America first“ postuliert. Er scheint aus der Vergangenheit nichts gelernt zu haben und bleibt im Machtbewusstsein hängen. Nur so ist zu erklären, dass er in Afghanistan die „Mutter aller Bomben“ (allein die Wortwahl ist schon perfide) hat werfen lassen – ohne wirklich nennenswerten Erfolg. Diese Bombe ist die größte nichtnukleare Bombe der Welt und diente wohl nur zur Einschüchterung.

Ist es nicht endlich genug?

Allen, die den Krieg oder den Vietnamkrieg nur aus dem Kino kennen, empfehle ich sehr, in dieses Museum zu gehen – wirklich selbst hindurchzulaufen.

Wir werden in Phnom Penh wahrscheinlich das S21-Museum und die „Killing Fields“ besuchen, die wohl noch eindrücklicher sein sollen als dieses Museum. Beide dokumentieren die Gewaltherrschaft von Pol Pot, der sein Volk zu dummen Bauern machen wollte und dafür alle Menschen hinrichten ließ, die auch nur ansatzweise gebildet waren. Das Land leidet heute noch darunter.

Aufgrund eines "Buchungsfehlers" fliegen wir nicht direkt von Saigon nach Kambodscha, sondern haben noch 6 Tage Aufenthalt auf Phu Quoc. Heute haben wir gesehen, dass genau dort, wo gerade ein zweites Ko Samui entstehen soll, eines der größten Gefängnisse der Amerikaner stand. Nun wissen wir also auch, warum wir dorthin fliegen – wir werden für Peace & Love meditieren. Du bist täglich herzlich dazu eingeladen.

Wir finden, es ist genug. Es waren genug Tote, genug Schmerz, genug Leid, genug Qual und genug Karma!

Lies gerne weiter unter "Ist es immer noch nicht genug? Haben wir nicht genug Krieg, genug Tote, genug Leid und Schmerz gehabt?"