Singapur – die andere Seite: Todesstrafe, Prügelstrafe und Videoüberwachung

Ist der Preis von Sicherheit und Sauberkeit wirklich die Überwachung der Menschen und harte Sanktionen bei Fehlverhalten?

Sarah hat im letzten Beitrag über die schönen Seiten von Singapur geschrieben. Es gibt aber auch unschöne Seiten.

Allerorten wird z.B. videoüberwacht - wirklich überall. Auf nebenstehendem Schild wird auch darauf aufmerksam gemacht, dass auf dem Gelände unmoralisches, unanständiges und ungebührliches Verhalten nicht erlaubt sind und dass das auch per Videoaufzeichnung überwacht wird. Als Gast in diesem Land habe ich nur wenig Ahnung davon, was als unangemessen oder unmoralisch erachtet wird. In manchen Ländern darf man sich nicht küssen oder händchenhalten. Hier wird mein "Fehl"Verhalten rund um die Uhr überwacht und es schwingt eine gewisse Androhung von Strafe mit. Das macht mich sehr unfrei in meinem Selbstausdruck und in meinem Verhalten. Das macht ein ganzes Volk unfrei.

Wir bloggen auf unserer Reise auch über die Länder, durch die wir reisen. Dabei reisen wir auch durch Länder, die die Menschenrechte nicht achten und Blogger einsperren, nur weil sie regierungskritisch sind. Wer also glaubt, die Spionagedienste arbeiten nur, um uns vor Terroristen zu schützen, der irrt. Der beste Schutz ist übrigens Transparenz und die Wahrheit, denn dann sprechen wir über Allgemeinwohl dienliche Maßnahmen und nicht mehr über die Durchsetzung einzelner oder einzelstaatlicher Interessen und dann sind wirklich alle Menschen (vor dem Gesetz) gleich.

Videoüberwachung ist das eine, die Bestrafung das andere

Was uns und besonders mich jedoch bei der Einreise nach Singapur wirklich gestört und beunruhigt hat ist, dass es noch die Todesstrafe gibt und für relativ geringe Vergehen noch die Prügelstrafe verhängt wird.
Hierbei wird ein ca. 1,20m langer und flexibler Rohrstock mit min. 160km/h auf die Haut des Delinquenten geschlagen und beim Auftreffen nach hinten weggezogen, so dass die Haut aufplatzt und Narben zurückbleiben. Die Bestrafung hier erinnert mehr an Rache als an Strafe. Im Schnitt wird alle 2 Wochen ein Mensch hingerichtet – im Verhältnis zur Einwohnerzahl entspräche das ~28.000 Hinrichtungen pro Jahr in den USA.

Zu Recht und dankenswerter Weise gibt es in Deutschland ein Recht auf körperliche Unversehrtheit. In solchen Momenten wird mir wieder klar, wie wertvoll unser Rechtsstaat ist und wie sehr wir ihn schützen müssen.

Es gibt keine Rechtfertigung, einen Menschen zu töten! Es gibt keinen sinnvollen Grund, einen Menschen für sein Verhalten zu bestrafen, weil es weder Täter noch Opfer gibt oder Richtig und Falsch. Bestrafung ist Krieg und die Ausübung von Macht. Die einzige wirkliche und wahrhaftige Art des Umgangs der Menschen untereinander und auch mit den Tieren und der Natur ist Liebe und Empathie. Der Kreislauf von Rache und Bestrafung muss durchbrochen werden, um in Frieden leben zu können.

Bestrafung ist die Ausübung einer einseitigen und beschränkten Moral, die nur für wenige Menschen gilt. Unser Miteinander sollte aber geprägt sein von einer universellen Ethik, die für alle Menschen und Tiere gleichermaßen gültig sein kann.

Wie viel Leid, Schmerz und Karma wird mit jeder Bestrafung und jeder Hinrichtung über Generationen hinweg in die Welt gebracht?! Es ist Zeit, das zu beenden! Es ist Zeit, jeden Menschen mit Liebe anzunehmen und ihn aus seiner Zwangs- und Notlage zu befreien, die ihn zu unethischem Verhalten gebracht hat.

Gleichheit und Autofahren in Singapur

In Singapur ist Autofahren sehr teuer. Eine Lizenz kostet ca. 60.000 EUR und die Fahrzeuge kosten das 1,5fache wie in Deutschland (wusste unser fröhlicher und redseliger Taxifahrer zu berichten). Deswegen sind die Straßen auch relativ leer. Das bedeutet, dass nur Wohlhabende und Reiche die öffentlichen Straßen zum Autofahren nutzen und die Ärmeren müssen den Bus nehmen oder laufen. Ob diese Art der staatlichen Lenkung des Verkehrsaufkommens wirklich gerecht ist und den Gleichheitsgrundsatz fördert? Ich lass es so stehen. So wie ich meine Äußerungen zur Bestrafung von Menschen oben auch so stehen lasse. Es werden sich viele Menschen darüber aufregen und das ist gut so, denn dann beschäftigen sie sich damit und fragen sich vielleicht, ob im Kern nicht doch die Wahrheit steckt.

Trotz des latenten Unwohlseins ob der drastischen Strafen haben wir den Aufenthalt in Singapur sehr genossen. Wir sind für Singapur und für die Abschaffung der Prügel- und Todesstrafe.