Wir sind in den letzten Jahren sehr an uns gewachsen, wir haben uns angetriggert, gestritten und oft auch heftig gestritten – auch auf der Reise und mehr als einmal haben wir ausgesprochen, alleine weiterzureisen. Oft erschien unsere Kommunikation ein Ding der Unmöglichkeit – wir haben uns einfach nicht verstanden. Was für den einen sonnenklar war, war für den anderen völlig anders zu verstehen. In den heftigen Momenten hat sich oft pure Verzweiflung breit gemacht, weil die Kommunikation einfach nicht zu funktionieren schien. Es half auch nicht, dass wir wussten, dass wir uns antriggern, dahinter Themen, Blockaden, Wahrnehmungsfilter, Prägungen, Konditionierungen und unterschiedlichste Denk-, Fühl- und Verhaltensmuster steckten. Es schien, als ob es keinen anderen Ausweg gab als Trennung. Immer haben wir uns aber bis zum Ende ausgesprochen und wir sind nicht weggelaufen. Mal kam der eine, mal der andere – meist kam Sarah – zum anderen und nahm das Gespräch in einem ruhigeren Ton wieder auf, immer bereit, seine Dinge anzuschauen und die Dinge des anderen verstehen zu wollen. Immer konnten wir wieder ein Stück mehr klären, mehr den anderen verstehen, uns selbst verstehen, unsere eigenen Muster und Verletzungen erkennen und immer geschah ein Stück Heilung und Befreiung.
Sarah ist seelenorientiert und damit ein s.g. Fühlmensch. Ich bin geistorientiert, ein s.g. Denkmensch. Das ist eine Kombination, die nicht einfach ist. Ein Fühlmensch fühlt zuerst, was los ist und trifft seine Entscheidungen aus dem Fühlen. Ein Denkmensch analysiert die Situation eher und entscheidet aus dem Denken heraus, rational nachvollziehbar und begründbar. Das sind zwei völlig konträre Herangehensweisen, die der andere einfach erstmal nicht verstehen kann. Eine Entscheidung zu treffen, weil man etwas für richtig fühlt, ohne auch nur ansatzweise begründen zu können, warum das jetzt gut ist, das konnte ich nicht nachvollziehen, geschweige denn diese Entscheidung mittragen. Im Laufe der Zeit hat die Erfahrung gezeigt, dass Sarahs Fühlentscheidungen oft gut waren. So konnte ich Vertrauen fassen und mich dafür öffnen. Umgekehrt hat Sarah gelernt, zu ihrer Wahrnehmung zu stehen und das Fühlen als gleichwertig zum Denken anzunehmen. Beides zusammen hat dazu geführt, dass wir die Entscheidungsfindung des anderen annehmen konnten – es gibt kein besser oder schlechter. Es ist einfach andersherum. Der eine denkt zuerst und fühlt dann und der andere fühlt zuerst und denkt dann. So konnten wir uns zuhören, nachfragen, verstehen und gemeinsam entscheiden.