Vietnam – unser Land für 3E, Spontanität und Annahme

Heute durften wir Annahme und Gelassenheit üben. Theoretisch lässt sich wunderbar darüber reden, wie man idealerweise reagiert und sich verhält, wenn dann aber wirklich viele Dinge innerhalb kürzester Zeit ungeplant und herausfordernd laufen, dann zeigt sich die Meisterschaft in der Praxis.

Eigentlich – und immer, wenn Sätze mit eigentlich anfangen, ist etwas anders gekommen als gedacht – eigentlich wollten wir ganz entspannt die eine Flugstunde von Singapur nach Saigon antreten. Im Internet hatte ich gelesen, dass man entweder ein Weiterflugticket benötigt oder genügend Bargeld. Laut Aussage des Mitarbeiters der Fluggesellschaft gilt das aber nur für die Ausreise aus Vietnam – aha. Eigentlich wollten wir nach 3 Tagen von Saigon mit Bus und Boot weiter nach Phnom Penh (Kambodcha) reisen – dafür hatten wir aber noch keine Tickets.
So bestand der Mitarbeiter strikt darauf, dass wir Weiterflugtickets kaufen (denn Boot-Tickets gäbe es nur im Land vor Ort), damit wir nach Vietnam fliegen und einreisen dürfen. Am Schalter 3 könnten wir diese kaufen. Die Dame dort empfahl uns online zu kaufen, da sie 60,-EUR extra aufschlagen müsste. Bei einem Flugpreis von 100 EUR ist das ja fast unverhältnismäßig. Also sind wir schnell zur Flughafeninformation gegangen, haben uns kostenfreies Internet besorgt und Flüge gesucht.

Spontane Reiseplanung am Check-In Schalter

Siehe da, es gibt in Kambodscha neben Phnom Penh und Siem Reap (sehr teure Flüge) noch einen dritten Flughafen im Süden am Meer, Sihanukville. Ja, das ist doch perfekt, vielleicht ist der Flug dorthin günstiger – ja, viel günstiger sogar.

Beim Bezahlen des Fluges wird Sarahs Kreditkarte abgelehnt – mit meiner ging’s dann. Am Ende des Bestellvorgangs wurde uns dann mitgeteilt, dass die Sitze nicht mehr verfügbar sind. Ja gut, wir können auch woanders in der Maschine sitzen, aber haben wir den Flug jetzt oder nicht? Uns läuft die Zeit davon und da keine Bestätigungsemail kommt, buchen wir erneut.

Dann geht es im Eiltempo zurück zum Check-In und….wir hatten aus Versehen einen Flug innerhalb Vietnams (nach Phu Quoc) gebucht, eine Insel im Süden von Kambodscha, aber immer noch vietnamesisches Staatsgebiet. Das half uns natürlich nicht, um vorzuzeigen, dass wir nach Ablauf des 14-tägigen Visums wieder ausreisen werden.

Wir verstanden die Welt nicht, im Suchfeld der Flugsuchmaschine stand Sinhanukville, aber uns wurden nur Flüge nach Phu Quoc angeboten – ein übler Systemfehler!? Langsam drängte die Zeit, aber wir mussten ein richtiges Weiterflugticket haben. Der Mitarbeiter versicherte uns, wir würden die Maschine noch bekommen.

Also schnell auf den Boden gesetzt und einen Flug nach Phnom Penh gesucht. Für sündhaft teure 400,- EUR fanden wir einen und buchten ihn. „Es gibt Probleme bei der Bezahlung“ wurde mir mitgeteilt – ja, welche? Gut, noch einmal probiert – wieder die gleiche Meldung. Ich habe dann mit Paypal bezahlt, da ging es.

Nun hatten wir nicht nur Weiterflüge aus Vietnam, sondern gleich noch unseren Aufenthalt in Ho-Chi-Minh – City (Saigon) um 3 Tage verlängert (wir wissen auch nicht mehr, warum). UND wir hatten nun Flüge auf eine Insel, von der wir vorher noch nie gehört hatten mit sechs Tage Aufenthalt. Wir hofften einfach, dass es dort bezahlbare Hotels gibt. 

Was für ein wildes Durcheinander! Und das alles nur, weil wir diesmal ehrlich sein wollten und keine Fake-Tickets organisiert hatten. Wir dachten man könnte unseren Reisepässen nun entnehmen, dass wir auf Weltreise sind und das nötige Kleingeld für wenige Tage Aufenthalt hatten wir auch (aber das wurde entgegen Aussagen im Internet zumindest an diesem Check–In Schalter, nicht akzeptiert).  

Kleine Nebenbemerkung: Sätze die mit „Ich/wir dachten…“ beginnen, sind noch verrückter, als die, die mit „eigentlich“ beginnen.

Wir haben die Maschine bekommen und saßen in sehr engen Sitzen. Ich kann Jetstar für große Menschen nicht empfehlen.

P.S. (Der „Systemfehler“ trägt übrigens den Namen Sarah und hat den Haken bei „Flughäfen in der Nähe miteinbeziehen“ gesetzt. Ja, klar, das erklärt das Missgeschick. Bisher habe ich alle Flüge gebucht und den Haken dort bewusst nicht gesetzt.

Ankunft in Saigon (Ho-Chi-Minh-Stadt)

Als wir dann endlich in Saigon ankamen, mussten wir feststellen, dass mein Rucksack nicht mitgekommen ist. Ja, ist denn noch nicht genug? Wir haben das Protokoll aufnehmen lassen und mit Glück kommt der Rucksack mit der Nachtmaschine mit und wird am nächsten Morgen nachgeliefert. Wir waren immer noch ruhig und gelassen.

Diebstahl im Taxi

Auf dem Weg nach draußen sprach uns ein freundlicher, gut gekleideter Herr an, ob wir ein Taxi bräuchten. NIEMALS ja sagen!
Wir aber folgten ihm, der Rucksack kam nicht in den Kofferraum, sondern auf die Rückbank, so dass ich vorne sitzen musste, ein anderer Fahrer stieg ein – alles sehr merkwürdig. Der neue Fahrer war nett und erzählte vom FC Bayern München. Fußball verbindet über die Länder hinweg.
Als wir den Parkplatz verlassen wollten, fragte er schon fordernd nach kleinem Geld für die Gebühr. Ich beteuerte, dass wir einen Festpreis ausgemacht hatten, er wurde lauter und aggressiver. Leider hatte ich mein Portemonnaie schon gezückt gehabt und so griff der Fahrer nach kurzem Fragen beherzt die vorderen und damit kleineren Geldscheine – dachte ich. Er erklärte wieder freundlicher, was kleine Geldscheine sind. Dieses Mal nach hinten zu Sarah.

Es kam mir merkwürdig vor und ich ließ seine Hand mit dem Geld nicht aus den Augen. Dann fiel mir auf, dass in meinem Geldbeutel eigentlich die großen Scheine noch sein müssten, waren sie aber nicht. So griff ich mein Geld wieder und forderte den Fahrer auf, anzuhalten. Er brachte uns zurück und die anderen Kollegen wollten uns noch in anderes Taxi stecken. Wir gingen weiter.

Das normale Taxi war ok und brachte uns zuverlässig in unser Hostel. Dort habe ich dann festgestellt, dass der andere Fahrer mir tatsächlich 3 Millionen Dong, ca. 120,- EUR, gestohlen hatte. Das haben die Jungs echt sauber eingefädelt und seine Finger waren wirklich flink und geschickt. Mit dem Zeigefinger hat er die kleinen Scheine von den großen getrennt, so dass man denkt, alles gut, aber mit den anderen Fingern hat er hintendran die großen Scheine rausgeholt. Wo er die hin hat, weiß ich heute noch nicht – ich war eigentlich wachsam.

Auch davon ließen wir uns nicht die Stimmung verderben. Es ist sein Karma. Jetzt muss er mir wieder begegnen, um dieses Karma aufzulösen und das kann viele tausend Jahre dauern.

Eine sehr nette Gastfamilie

Unsere Gastgeber oder besser gesagt unsere Gastfamilie war dafür sehr nett und hilfsbereit. Sie haben sofort am Flughafen angerufen und die Adresse, Telefonnummer und die Zimmernummer abgeklärt und so wurde mein Gepäck dann auch tatsächlich am nächsten Morgen nachgeliefert – per Motorbike im Nylonsack verschnürt. Es kommt wohl öfters vor, dass Gepäck liegen bleibt – alles gut, der Rucksack samt Inhalt wäre auf der Reise nicht zu ersetzen. Ich hatte beim Abgeben schon so ein merkwürdiges Gefühl. Wir mussten die Gepäckaufkleber selbst anbringen und ich nahm den Barcode ganz bewusst in mein Portemonnaie und schwups, ich brauchte ihn auch. Nichtfliegen kam ja nicht in Frage, nur weil ich so ein merkwürdiges Gefühl hatte. Mir war in Saigon aber auch klar, dass der Rucksack am nächsten Morgen geliefert wird.

Das war also unsere Begrüßung in Vietnam. Wir haben alles in Gelassenheit hingenommen und sind nicht in Emotionen gegangen. Puh – Prüfung bestanden ;-)

Jetzt schauen wir uns die nächsten 5 Tage Saigon an, tragen den Rucksack vorne, halten das Handy ganz fest und verzichten auf eine Handtasche.

* 3E steht für Erleben, Erfahren und Erkennen und ist das Entwicklungs-Pinzip nach der Lichtbewusstseinsphilosophie. Wir werden noch ausführlicher darüber berichten, denn wie Ihr vielleicht spätestens jetzt bemerkt habt, hat unser Name Weltenerfahren auch etwas damit zu tun ;-)