Von 0 auf 4.000 Höhenmetern, 5 Tage in La Paz

Eigentlich hatten wir uns sehr auf La Paz gefreut - Seilbahn fahren, auf die verschiedenen Aussichtshügel hoch gehen und die umliegende Bergwelt betrachten. Eigentlich...

Wir wollten den Hexenmarkt anschauen, die vielen anderen Märkte besuchen und sehen, wie die indigene Bevölkerung hier so lebt.

Am ersten Tag waren wir nach dem kurzen Flug noch fit und zogen trotz einer gewissen Atemnot los, um die nähere Umgebung ein wenig zu erkunden. Zum Glück ging es uns so gut, dass wir unsere Tour bis in die Innenstadt ausgedehnt haben. Denn bereits am nächsten Tag hingen wir beide derartig in den Seilen, dass der kurze Weg von vielleicht 100m ins nächste Restaurant eine gigantische Anstrengung war. Wir kamen mit der Höhe überhaupt nicht zurecht. Wir hatten leichte Kopfschmerzen, aber auch beide Durchfall und waren völlig erschöpft.

Auch der Coca-Tee oder das Kauen von Cocablättern half nur wenig. Die Symptome waren noch nicht so schlimm, dass wir hätten direkt absteigen müssen, aber auch nicht so gering, dass wir die Stadt hätten besichtigen können. So verbrachten wir am Ende 4 Tage mehr oder weniger ausschließlich in unserem Hotelzimmer. Das hatten wir uns anders vorgestellt.

Gefangen in La Paz

Eigentlich wollten wir mit dem Bus von La Paz an den Titicacasee fahren und von dort weiter nach Cusco und zum Machu Picchu in Peru. Jedes dieser Ziele liegt aber wieder deutlich über 3.000 Höhenmetern, der Tititcacasee sogar auf 3.800 Metern. Das war also keine Option, um von der Höhe wieder herunter zu kommen.

Nach Lima zu fliegen war teuer und aufwendig, weil der Flug wieder zurück über Chile gegangen wäre, also auch nicht wirklich eine Option und ansonsten mussten wir feststellen, dass La Paz kein wirkliches Drehkreuz für internationale Flüge ist. Innerhalb von Bolivien gab es zahlreiche Flüge, aber nur wenige Ziele liegen auf einer akzeptablen Höhe und von vielen Zielen ging der Weiterflug wieder nur über La Paz, wo wir wegen der Höhe nicht mehr sein wollten. Und vor jedem Weiterflug mussten wir wieder hoch auf El Alto - mir graute davor, wie ich und wir dort mehrere Stunden vor Abflug verbringen sollten und fragte mich, was wir tun, wenn der Flug womöglich eine Verspätung hat (was durchaus häufig vorkommt).

Was sollten wir also tun? Ich fühlte mich gefangen, so gefangen wie noch nie in meinem Leben. Jede Option war mit hohen Kosten, langer Reisedauer oder auf ungeeignete Höhen verbunden. Und die wenigen akzeptablen Optionen waren eigentlich nicht Bestandteil unseres Planes.

Das Ding drehen

So standen wir plötzlich vor der Situation, dass unsere weitere Reise anders verlaufen muss, als wir das wollten. Wir hatten uns beide auf Peru, den Titicacasee, Machu Picchu und Cusco gefreut, doch es ging aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr. Kreativität war gefragt...

Wir nahmen uns also zum einen noch zwei Tage Zeit, um zu sehen, ob unsere körperlichen Symptome besser wurden und meditierten gleichzeitig rein, ob Peru für uns wesentlich ist.

Nach der Meditation war für uns beide klar, dass wir aktuell in Peru keine besondere Aufgabe haben und es stimmig ist, weiterzureisen. Nach den zwei Tagen war auch klar, dass es uns in Peru gesundheitlich nicht besser gehen wird, im Gegenteil. So beschlossen wir die Höhe zu verlassen und nach Santa Cruz zu fliegen, um uns eine Woche zu erholen.

Die Zeit der "Gefangenschaft" in La Paz war nicht schön und sie hat mich sehr bewegt. Oft schon habe ich mich in meinem Leben in Situationen wiedergefunden, die ich so nicht wollte und aus denen ich nicht leicht herauskommen konnte. Es war deswegen nicht leicht, weil die anderen Optionen nicht meinen Plänen und Vorstellungen entsprochen haben. Jetzt kam noch hinzu, dass mein Körper weitere Optionen ausgeschlossen hatte, ich war gewissermaßen ausgeliefert. Doch durch die Meditation und gezielte Lenkung meiner Energie auf eine kreative Lösung, hat sich das Ding gedreht und natürlich hat das Loslassen von Plänen auch geholfen.