Körperlichkeiten, Begegnungen, Erkenntnisse - ein neues Leben in startet Brasilien

In diesem Beitrag wird es etwas verrückt! Denn die „traurigste“ Zeit meines Lebens wird zugleich auch der hellste Punkt meines Da-Seins. Wie dieses Paradoxon eintreten konnte, schreibe ich hier.

 

Wenn sich ein lang verschlossenes Tor der Seele öffnet

Es sind noch zwei Tage Zeit bis zur Abreise nach Brasilien. Ich liege mit annähernd 40°C Fieber im Bett und bin kaum in der Lage, mir selbst Wasser und etwas zu Essen zu besorgen. Lange Hose oder Outdoor-Schuhe für den Dschungel sind noch nicht besorgt und überhaupt kommen in mir gerade größte Zweifel hoch, ob dieses ganze Reisen und nun konkret Brasilien einfach nicht sein sollen… oder warum bin ich schon wieder krank?

…schlussendlich kenne ich dieses Gefühl und diesen Zweifel an mir selbst und an meinen Entscheidungen. Es gibt kaum etwas, das mehr Energie zieht als der Selbstzweifel!
Auch entgeht mir natürlich nicht, dass ich ebenfalls vor Jörgs und meiner Weltreise erkrankt bin (und auch dort schon ohne Hose und passende Schuhe war). Klar, wollte ich damals auch schon nicht los. Als in Südafrika sich dann ein Thema nach dem anderen zeigte und eine körperlich doch sehr schmerzvolle Zeit in mein Leben trat, war mir klar, warum ich lieber nicht losgeflogen wäre.

Sehr parallel, oder?

Wie war das mit dem Weg zur Selbsterkenntnis? Niemand hat gesagt es wird einfach!

Entscheidungen treffen

Da ich mir für mich nichts schöneres, erfahrenswerteres, heilenderes und befreienderes vorstellen könnte, als die Reise, die ich bis jetzt erlebt habe (einschließlich Südafrika!), entschied ich mich wieder für das Reisen! Und komme, was wolle, ich komme mit! Auch wenn ich in mir spüre, dass mir etwas Unbehagen bereitet. Vermutlich (wieder) ein Thema, welches ich mir lieber nicht ansehen wollen würde…

Anreise und die ersten Tage in Körperlichkeiten

Wie mir selbst versprochen, habe ich die Reise nach Brasilien angetreten. Körperlich war ich nach dem ca. 9h-Stunden-Flug Richtung Sao Paulo so fertig, dass ich im Rollstuhl geschoben werden musste. Meine Beine und mein Kreislauf waren in einen Streik getreten und wollten sich einfach nur noch hinlegen und ausruhen. Was soll man da Mitten auf halber Strecke machen!?

Annehmen und genießen, dass man als Rollstuhlfahrer die Priority-Wege am Flughafen nutzen darf!

Angekommen Mitten im Dschungel fällt es mir sichtlich schwerer anzunehmen, dass mein Körper nicht so mag wie ich. Gerne würde ich bei verschiedenen Aktivitäten dabei sein, muss mir aber häufig eingestehen, dass es aus gesundheitlichen Gründen nicht geht.

David Wared erzählt beim Essen über das Thema Körperlichkeiten. Das macht es noch weniger leicht, denn ich stelle fest, dass ich seit ich denken kann darin feststecke.

Denn so oft in meinem Leben, wenn es „drohte“ schön zu werden (Urlaube, Job, Beziehungen, Freundschaften, Wohnung etc.), geschah etwas, dass dies erschwerte oder blockierte. Statt in Kraft zu kommen, wurde ich oftmals krank und fühlte mich nicht mehr in der Lage, die Blockade aus dem Weg zu räumen.

Diesmal war es so, dass ich mich fühlte, als hätte ich nicht genug eigene Kraft, aus diesem Kreislauf hinauszukommen und ich sah keinen Ausweg…

Dann passierte etwas, das ich in dem Moment am wenigsten gebrauchen konnte – dachte ich!

Eine tiefgehende Begegnung...

Der Mensch, mit dem ich mich zurzeit am meisten verbunden fühlte und mit dem ich tatsächlich fast jede Minute meiner letzten 17 Monate verbracht hatte, war plötzlich weg.

Ich spreche von Jörg. Er hatte nämlich eine tief berührende Erfahrung mit seiner Dualseele gemacht und schwebte auf Wolke 7, während ich in meinen Körperlichkeiten hing und mich ziemlich klein und unwesentlich fühlte. Verstärkt wurde dies dadurch, dass er unsere Beziehung nicht nur in Frage stellte, sondern bereit war, sie sofort zu beenden…

Ich fühlte mich allein gelassen und fallen gelassen, wie eine heiße Kartoffel. Diesmal war es nicht mein Körper, der mich von einer Aktivität fernhielt, sondern eine bewusste Entscheidung von mir für mich zu sein und alleine mit meinem Schmerz. Und der Schmerz war groß, ich konnte ihn nicht wegdrücken, denn war es doch so, dass Jörg und ich gerade eine ganz neue Tiefe und ein wundervolles Miteinander gefunden hatten und ich mir für uns beide eine rosige Zukunft ausgemalt hatte.

Oft im Leben steckte ich zurück und sagte, es geht schon. Aus Rücksicht vor anderen und auch, weil ich besonders liebevoll, spirituell weit, lichtvoll (oder wie auch immer man es nennen möchte) sein wollte. Doch diesmal konnte ich meinen Schmerz bezüglich der Situation nicht verstecken.

Zugeständnisse und Erkenntnisse

Unter Tränen muss ich eingestehen, dass es mir ordentlich weh tat und ich konnte meine Fassade des Gut-Menschen und „für-alle-das-beste-wollen“ nicht weiterhin aufrecht halten. In dem Moment, in dem ich diese Maske fallen ließ, schien ein doch sehr weites und tiefes Tor in mir geöffnet worden zu sein. Gefühlt kam in mir alle 10 Minuten eine neue Situation aus Vergangenem vor Augen, in der ich mich verletzt fühlte, aber nichts sagen konnte, durfte oder wollte.

Dieser Prozess dauerte 3 Tage an. Immer wieder wurde ich an seelische Schmerzen erinnert und durchlebte verschiedene Szenarien und Erinnerungen sowohl aus der Kindheit, als auch aus dem Hier und Jetzt, so wie wenige Situationen, die in Vorinkarnationen stattgefunden haben müssen.

Nach diesen 3 Tagen fühlte ich mich freier, klarer und lebensfreudiger! Mir wurde bewusst, dass es um meine Selbstbestimmung und insbesondere um meine Selbstbeziehung geht und ich konnte vieles erkennen. Auch habe ich erkannt, wie ich mich in Beziehungen verloren und aufgegeben habe, so auch in der Beziehung mit Jörg.

Auch er durchschreitet seine Themen und Welten in dieser Zeit für sich. Wir finden in sehr wahrhaftigen und klärenden Gesprächen immer wieder zueinander und sind füreinander da. Wir möchten aus dem Herzen entscheiden, was für uns beide nun stimmig ist…

Wir entscheiden, dass wir uns Zeit geben, dass jeder seine Erlebnisse und Erfahrungen verarbeiten kann und wir entscheiden, die gemeinsam geplante Reise als tief verbundene Freunde miteinander anzutreten und zu sehen, was (mit uns) geschehen wird.

Dieser Schritt fühlte sich für mich unendlich frei an und ich konnte seit langem das erste Mal vor einem neuen Reisestart meine Seele hören. Ich fühlte, dass das, was kommen wird, nicht einfach ist, aber dass ich die für mich schwierigsten Schritte zur Selbstbefreiung gegangen bin und eine Zeit ganz neuer und intensiver Erfahrungen bevorsteht. Die Schritte in mein neues Leben.