Zwang, Notwendigkeit, Sehnen - die drei Antriebsmotivationen des Menschen

Der Mensch ist motiviert entweder aus Zwang, aus Notwendigkeit oder aus dem Sehnen heraus. Entsprechend sind auch das Bewusstsein und die Handlungsoptionen der Menschen. Weltweit handeln die Menschen weit überwiegend aus Zwang und Notwendigkeit. Wir sind (noch) Gefangene dieses Systems und Wirkkreises.

Nachdem wir nun schon einige Länder bereist haben und uns auffällt, dass nahezu alle Menschen nahezu überall im nahezu gleichen System funktionieren, wird es nun Zeit, einmal über die Antriebsmotivationen des Menschen zu sprechen.

Es gibt die Motivation aus Zwang, aus Notwendigkeit und aus dem Sehnen. Sie verändern und wandeln sich mit dem Anstieg des Bewusstseins. An anderer Stelle werden wir über die 10 Bewusstseinslevel des Menschen schreiben, deswegen hier nur ganz kurz. Die Zwangsmotivation ist den ersten drei, den untersten Bewusstseinslevel zugeordnet, die Notwendigkeit den Level 4-6 und das Sehnen den Level 7-9; Level 10 ist auf Erden nicht erreichbar. Es gibt hierbei fließende Übergänge, so kann es sein, dass man das Bewusstseinslevel 8 erreicht hat, und trotzdem noch Dinge aus Notwendigkeit tut.

Bewusstsein und Freiheit

Mit zunehmendem Bewusstsein steigt der Grad der Freiheit und Unabhängigkeit und damit handelt der Mensch immer weniger aus Zwang oder Notwendigkeit, sondern widmet sich seiner wahren Aufgabe in diesem Leben – den essentiellen Dingen.

Interessanter Weise scheint die Antriebsmotivation auch mit dem persönlichen Wohlstand gekoppelt zu sein. Wer z.B. in einem armen Land lebt und täglich mit dem Überleben beschäftigt ist, der wird wenig über den Sinn des Lebens nachdenken und sich überlegen, was er im Leben denn wirklich will. In reicheren Ländern wie dem unsrigen hingegen, gibt es genügend (gebildete) Menschen, die die Zeit und den Wohlstand haben, darüber nachzudenken – sie tragen zugleich auch die Verantwortung, diese Zeit und Wohlstand zum Wohle aller auf dieser Erde einzusetzen. Ich könnte auch sagen, dass Menschen weltweit von wahrer Bildung und Wohlstand abgeschnitten werden, um das System der Ausbeutung aufrecht erhalten zu können - in armen wie auch in reichen Ländern.

Erschaffenes Karma in Abhängigkeit der Motivation

Wir treffen auf der Reise viele Menschen, die uns Nahrung verkaufen, eine Unterkunft oder den Transport von A nach B. Die allermeisten Menschen bieten ihre Waren oder Dienstleistungen aus Notwendigkeit an. Die Menschen benötigen ein Einkommen und fragen sich ganz rational, womit sie dieses am besten und einfachsten erzielen können. Touristen scheinen ein lohnendes Geschäft zu sein. Gestern auf der Fahrt vom Vulkan Mt. Batur an die Südküste Balis haben wir unterwegs an einem Obststand angehalten und einen Bund Bananen, ein halbes Kilo einer uns unbekannten Frucht und ein weiteres halbes Kilo einer anderen unbekannten Frucht gekauft. Wir hatten versäumt, im Vorfeld zu fragen, was das denn kosten wird und haben darauf vertraut, dass so eine Obststand Mitten in der Pampa ortsübliche Preise verlangen wird.
Hat er nicht, wir haben für das Obst 100.000 Rupies bezahlt, das sind ca. 7,- EUR. Ein fairer Preis wäre wahrscheinlich bei 20.000 gelegen. Danach habe ich den Taxifahrer gefragt, dass wir wohl den Touristenpreis bezahlt haben. Seinem Lachen nach, war dem so. Er verdient für eine 8-stündige Taxifahrt 150.000 Rupies. Dieser Vergleich zeigt, dass das Obst völlig überteuert war. Wir bezahlen das mit dem Hinweis, dass dies aber schon sehr teuer sei und überlassen es dem Verkäufer, welches Karma er setzt. Der Taxifahrer meinte übrigens, wir sollen nicht nach dem Preis fragen, wir hätten gutes Karma gesetzt.

Wir können es den Menschen nicht verübeln, wenn sie in den Touristen laufende Geldautomaten sehen und ihre Chance nutzen, etwas von unserem Reichtum abzubekommen. Dass wir beide nun gerade nicht zu den Wohlhabenden gehören, können sie ja nicht wissen. Sie handeln aus Notwendigkeit, um ihre Familie zu ernähren und um zu überleben.

Funktionieren und leisten

Leider hat sich das Leistungsprinzip rund um den Erdball ausgebreitet und so gilt es als erstrebenswert immer mehr Geld zu haben und alles Sinnen und Trachten ist darauf ausgerichtet. So funktionieren auch die ärmsten Menschen in diesem System der Ausbeutung brav und machen ihren Chef immer reicher, ohne selbst jemals über ein Existenzminimum hinausgelangen zu können. Sie tun dies in der Hoffnung, eines Tages oder wenigstens ihre Kinder eine Stufe höher gelangen zu können, wenn sie denn nur hart genug arbeiteten.

Es fehlt das Bewusstsein, dass die Ressourcen von Mutter Erde uns allen gleichermaßen gehören und wir daher teilen müssen. Wenn wir teilen, geht es uns allen gut und wir alle können uns den essentiellen Dingen des Lebens widmen. Wir alle kommen dann aus Zwang und Notwendigkeit in die höchste Freiheit des Sehnens. Dann bieten wir Nahrung oder Unterkünfte oder Transportdienstleistungen aus dem Sehnen an, dann begegnen wir Menschen mit dem Herzen und erfreuen uns, wenn die bewirteten Menschen gesättigt weiterziehen. Wir zählen dann nicht das Geld, sondern die Momente des Glücks und der Erfüllung.

Dazu müssen nur ein paar Menschen aus dem Kreislauf des Funktionierens und des Leistungsprinzips ausbrechen und ihrer Berufung und ihrem Sehnen folgen. Es ist eine Änderung der inneren Einstellung. Es werden weiterhin Hotelzimmer angeboten, aber aus dem Herzen heraus, weil man Menschen eine Unterkunft zum Wohlfühlen bieten möchte. So ist es im Grunde nur eine kleine Änderung, die aber alle Menschen in Glück und Erfüllung bringt. Die Änderung ist nur, dass Du alles, das Du tust, aus Deinem Herzen tust – so einfach.